17.7.2010
Der Luftwiderstand eines Autos lässt sich gegenüber dem derzeitigen Stand noch drastisch senken. Der Verbrauch und damit die CO2-Emissionen werden dabei aber nur dann signifikant reduziert, wenn geeignete fahrmechanische Maßnahmen ergriffen werden. Die ständig erhobene Forderung, die Masse des Fahrzeugs zu senken, ist jedoch illusionär. Echter Leichtbau hilft nicht weiter; nicht zuletzt deshalb, weil er viel zu teuer ist. Aus dieser Sackgasse befreit uns das regenerative Bremsen. Wie man es einsetzen – oder missbrauchen - kann, das soll im folgenden erläutert werden. Nach wie vor stellt die Senkung des Luftwiderstandes die Hauptaufgabe für die Pkw-Aerodynamiker dar. Wie sich dessen Kenngröße, der cW-Wert, in jüngster Zeit entwickelt hat, daran erinnert Bild 1. Oft gezeigt - und mit stoischer Gelassenheit zur Kenntnis genommen. Seit 20 Jahren kein Fortschritt, zumindest im Mittelwert. Der Erfolg der 70er und 80er Jahre war möglich, weil Strategien entwickelt wurden, wie die an sich bekannten aerodynamischen Gesetzmäßigkeiten auf das Auto zu übertragen sind. Die Ergebnisse sind in der Tabelle von Bild 2 zusammengefasst. Eine dritte, die „Grenzwert-Strategie“ hat sich noch nicht durchgesetzt. Sie führt zu deutlich niedrigeren cW-Werten. Ob nun mit oder ohne eine Strategie, signifikant niedrigere cW-Werte, als derzeit in Serie, sind möglich. Bild 3 bestätigt das erneut. Dazu zwei Anmerkungen: Bei beiden Prototypen handelt es sich um kompakte Fahrzeuge. Früher hin und wieder vorgestellte Pkw mit derart niedrigem cW-Wert waren dagegen vergleichsweise schlank. Und das Design der hier gezeigten Autos, ob man es nun mag oder nicht, ein Einheitsdesign ist es jedenfalls nicht. Die im folgenden kurz rekapitulierten Einzelheiten sind bestens bekannt. Worauf es ankommt ist, sie richtig zu verknüpfen. Wie das gelingt, dahin führt uns die Frage, warum das aufgezeigte cW-Potenzial nicht für die Serie genutzt wird. Es sind immer die gleichen Argumente, die man zu hören bekommt:
Und genau hier kommt nun das regenerative Bremsen zum Zug. Bild 8 zeigt es im Schema, gleichviel, ob es ein elektrisches oder ein mechanisches System ist - z.B. mit einem Schwungrad. Diese Technik lässt sich auf zweierlei Art nutzen. Die eine zeigt Bild 9. Die regenerativ gewonnene Leistung kann man auf die unveränderte Motorleistung „oben draufpacken“; das bringt eine beachtliche Steigerung von Spitze und Beschleunigung. Kraftstoff kann man so aber nicht sparen. Der Wertewandel, von dem man gerne spricht, findet so nicht statt. Vernünftig ist allein der aus Bild 7 abgeleitete Weg, nämlich: beim Bremsen gerade so viel Energie rückzugewinnen und zu speichern, dass beim Beschleunigen das Leistungs-„Defizit“ Delta P kompensiert werden kann. Damit lässt sich, wie in Bild 10 angeschrieben, die Effizienz einer Verringerung des cW-Wertes gegenüber dem konventionellen Bremsen nahezu verdoppeln. Eine Aussage, die sich auf ausführliche Berechnungen von Gino Sovran stützt, die er demnächst veröffentlichen wird. Es ist selten, dass sich in einer ausgereiften Technik, wie der des Automobils, der Weg zu einer drastischen Verbesserung eröffnet. Kann ein Ingenieur daran ruhigen Gewissens vorbeigehen? Wohl kaum. Man sollte endlich darangehen, so ein Auto (z.B. in der Golf-Klasse), auf die Räder zu stellen und in Serie zu produzieren. Literatur Sovran, G., Blaser,
D. (2003): A Contribution to Understanding Automotive Fuel Economy and
its Limits. SAE-paper 2003-01-2070. SAE Government/Industry Meeting, Washington,
D.C., May 12. – 14. 2003.
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